“Lean” als reine Toolbox?
“Wir wollen, dass Organisationen anpassungsfähig, flexibel, fähig zur Selbsterneuerung, resilient, lernend und intelligent sind - Eigenschaften, die man nur in lebenden Systemen findet. Der Widerstreit unserer Zeit besteht darin, dass wir von unseren Organisationen erwarten, dass sie sich wie lebende Systeme verhalten, wir aber nur in der Lage sind, sie wie Maschinen zu behandeln.”
Dies ist schönes Zitat von Margaret J. Wheatley, welches ich in dem großartigen Buch “Der Toyota Weg” von Jeffrey Liker gefunden habe. In diesen wenigen Zeilen finden wir meiner Meinung nach eine perfekte Zustandsbeschreibung vieler Produktionsunternehmen, die sich bereits mit dem Lean-Ansatz beschäftigt, ihn aber bisher möglicherweise zu mechanistisch interpretiert haben.
Ein Unternehmen, welches der Meinung ist, man könnte per Standardkonzept “Lean” mal eben wie eine Software “installieren”, in dem man zusammenhangslos hier und dort ein paar 5S- oder SMED-Workshops veranstaltet, wird im Ergebnis kein intelligentes und lernendes System erhalten, sondern eine mehr oder weniger verunsicherte Belegschaft zurücklassen, die auf einen leblosen Werkzeugkoffer blickt.
“Lean” ist zuallererst moderne Führung, die nicht von Kontrolle und alleiniger Entscheidungsgewalt dominiert wird. Vielmehr braucht es Führungskräfte, die eine fähige und befähigte Belegschaft formen, welche als organisches System in der Lage ist, all die guten Lean-Tools eigenständig und intelligent einzusetzen. Die gewünschte und dringend benötigte Effizienz kommt dann meistens nicht nur von ganz alleine, sondern ist auch deutlich nachhaltiger, weil die Impulse aus dem Team heraus entstehen.
Wirklich verstanden haben das neben Toyota bisher nur wenige. Dabei grenzt es nicht an Zauberei, das zu ändern…